Eigentlich wollte ich heute nach Nikko fahren, ein laut allen Reiseführern und auch Hiko sehr sehenswerter Ort 130 km nördlich von Tokyo. Ich bin zwar vor 9 aufgestanden und fühle mich sehr fit, verbringe aber so viel Zeit mit der Recherche, wie ich da hinkommen könnte, dass ich zu dem Schluss komme, dass es sich nicht mehr lohnt. Wenn ich super schnell mache, kann ich allerfrühestens um 14 Uhr dort sein, und um 18 Uhr wird es schon wieder dunkel. Und wer weiß, ob ich all diese Verbindungen so erwische. Also beschließe ich, ein anderes lohnenswertes Ziel anzuvisieren, das etwas näher liegt: Hakone. Das ist ein Ort im Gebirge mit einem Nationalpark drumrum, in dem es viele heiße Quellen gibt, ach lest selbst in der Wikipedia. Da ich schon südlich von Tokyo wohne und somit schon näher dran bin, wird sich das eher lohnen. Bis ich mir alles überlegt und geduscht habe, ist es doch schon wieder kurz vor 11, als ich aus dem Haus gehe. Sollte ich mal nach Nikko wollen, muss ich wirklich mal viel früher aufstehen. Oder es als Zwei-Tages-Tour mit Übernachtung planen. Im Zug nach Odawara sieht man endlich mal etwas anderes als nur
Stadt, nämlich Reisfelder In Yumoto habe ich gleich Anschluss an den nächsten Zug, eine
wildromantische Bummelbahn, die weiter in die Berge fährt Auf Empfehlung meines Reiseführers mache ich Zwischenstation in
Miyanoshita Statt der Hauptstraße, die runter ins Dorf führt, nehme ich erst
einmal den schmalen Wanderweg an der Bahn lang Miyanoshita hat zahlreiche Läden mit Kunsthandwerk. In einem davon
kaufe ich eine himitsubako (Geheimnis-Schachtel), ein
Holzkästchen, bei dem man auf komplizierte Weise Teile der Seitenwände
verschieben muss, um es aufzubekommen Ich muss mich wirklich beeilen, wenn ich mein Tagespensum schaffen
will. Weiter gehts mit dem Zug nach Goora Oowakudan (Groß-Hochblubber-Tal), das Tal mit den heißen Quellen,
ist der Ort, an dem der Japaner traditionell kuro tamago isst,
schwarzes Ei. Genau habe ich mich damit nicht beschäftigt, aber es
werden wohl Eier so lange in den heißen Quellen gekocht, bis sie
schwarz werden. Wer weiß, wovon sie schwarz werden und wie sie
schmecken. Mir ist gerade nicht nach dem Experiment. Angeboten werden
sie jedenfalls an jeder Ecke Auch an diesem Ort ist Eile angesagt: Ein Schild an der
Seilbahnstation hat verkündet, dass das letzte Schiff um 17 Uhr fährt,
und ich will doch noch mit dem Schiff über den See. Also schnell rauf,
die nach Schwefel stinkende, qualmende Landschaft und die
Blubberlöcher knipsen Die Bootsfahrt verläuft unspektakulär und wirft wegen des diesigen
Wetters Mit einem Bus gehts zurück nach Yumoto. Wenn ich nun schon in einem
Onsen-Gebiet bin, dann muss ich natürlich auch noch ein Onsen
besuchen. Mein Reiseführer empfiehlt eines, das ein bisschen außerhalb
liegt, zu dem es aber einen kostenlosen Shuttle-Bus geben soll. Die
Beschreibung hilft mir aber nicht, ich kann nichts dergleichen finden.
Am Koban frage ich einen Polizisten nach tenzan notenburo, und
er verweist mich auf eine Bushaltestelle. Ich solle aber nochmal den
Busfahrer fragen, er sei sich nicht ganz sicher. Der Busfahrer meint,
ja, das kenne er, das sei in Oku-Yumoto. Oku ist übrigens das
Wort/Schriftzeichen für hinten/entfernt, aber auch Tiefe (und Ehefrau
;-) ). Ich vertraue mich also dem Bus an, der mich durch die Dämmrung
in den hintersten Winkel (oku) von Yumoto bringt Da ich es auf den letzten Bus um 20.47 nicht ankommen lassen will und mir das ohnehin ein bisschen spät wird, fahre ich um 19.47 wieder zurück nach Yumoto. Jetzt was essen, das wärs! Aber in Bahnhofsnähe scheint es rein gar nichts zu geben, alle Bürgersteige hochgeklappt. Ich meine mich zu erinnern, dass so etwas in meinem Reiseführer stand: Man quartiert sich hier in einem Ryokan ein und isst dann dort, weil die Restaurants um 8 zumachen. Tatsächlich, nichts zu essen in Sicht. Also fahre ich mit knurrendem Magen nach Hause, um dann um kurz vor 10 in Kinougaoka in einem kleinen Yakitori-Laden einzukehren in der Nähe des Bahnhofs. Diesmal habe ich keinen Hiko, der für mich bestellen könnte, und lesen kann ich wieder mal nix. Also bitte ich sie, mir einfach irgendetwas zu empfehlen. Was es denn gibt, vielleicht Huhn und Rind? Mit amüsiertem Lächeln erklärt sie mir, dass hier alles Hühnerfleisch sei (ich Dussel, ja, die beiden Zeichen Yaki und Tori heißen grillen und Huhn, Mann, bin ich müde). Ob ich denn Leber mag? Gut, dass sie gefragt hat, das nun ausgerechnet nicht. Also serviert man mir diverse Spieße; erst welche mit ganz normalen Hühnerfleisch mit Zwiebeln, dann anscheinend Haut und schließlich etwas recht Zähes, Knorpeliges, wahrscheinlich Gedärme, will ich gar nicht wissen. Eher für Fortgeschrittene. Alles in allem aber sehr lecker. Und relativ schnell werde ich von den Umstehenden in ein Gespräch verwickelt. Wo ich denn herkomme, wie lange ich in Japan bin, was ich hier mache und so weiter. Der Mann neben mir fragt mich, ob ich Tofu mag, und als ich bejahe, bestellt er eine Schüssel gebratenen Tofu mit – so denke ich – Flocken aus getrocknetem Thunfisch und gibt mir die Hälfte ab. Danke, sehr freundlich! (Die Erinnerungsfotos an diesen Abend entstehen mit der Handy-Knipse und erscheinen nur drüben im Live-Foto-Log.) Und wieder einmal habe ich den letzten Bus um 22.15 Uhr verpasst und muss eine gute halbe Stunde lang nach Hause laufen. Puh! |
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