Heute Morgen habe ich Kopfschmerzen und leichtes Halsweh. Ich werde mich doch bei meinen Onsen-Aktivitäten nicht erkältet haben? Es steht jedenfalls ein ruhigerer Tag auf dem Programm. Vor einigen Tagen habe ich den Leuten von japanesepod101.com, dem Podcast mit Japanisch-Unterricht, den ich seit Dezember höre, geschrieben und mit ihnen einen Besuchstermin vereinbart. Ich will da neugierigerweise einfach mal vorbeischauen, wo es schon um die Ecke ist. Na ja, jedenfalls an zentraler Stelle in Tokyo, in Akasaka. Von
meiner Unterkunft aus wieder eine kleine Weltreise: Ich steige um
11.13 in den Bus, um dann um 12.45 in Akasaka einzutreffen. Da bleibt
mir noch eine Viertelstunde, um das Gebäude zu suchen, um 13 Uhr bin
ich verabredet. Ich war erst in Sorge, wie ich das finden soll, weil
ich die japanischen Adressen immer noch nicht so ganz genau
durchschaut habe. Aber mit ein bisschen Nachdenken ist es doch nicht
so schwer. Akasaka 3-4-4, das heißt 3 Choume, also Stadtteil Nummer 3,
auf dem Umgebungsplan Die Büros sind im 5. Stock. Als erstes fällt eine Ecke mit Schuhen
auf: Obwohl es hier keinen erkennbaren Genkan gibt, scheinen die
meisten Leute doch für die Arbeit die Schuhe auszuziehen Naomi sensei ist eine andere bekannte Stimme, die ich fast jeden
Tag höre, nett, sie auch einmal kennenzulernen Immerhin darf ich nach dem Essen noch schnell einen Blick ins
Tonstudio werfen. Das ist ein paar Häuser weiter und für die
Podcast-Produktion angemietet. Naomi ist gerade mit einer Produktion
fertig Ich schaue mir noch den Schrein gegenüber ein bisschen an Auf dem Weg dorthin liegt Shinjuku, und so fahre ich erst einmal nach Shinjuku, um in dem mir hinlänglich bekannten Bic-Camera-Laden nun doch meine Nintendo DS zu kaufen. Eigentlich brauche ich keine mobile Spielkonsole, aber ich habe mir noch einmal bei Chandra das Kanji-Lernprogramm angesehen, und das allein scheint mir so nützlich zu sein, dass es die Investition rechtfertigt. Kostet eh nur umgerechnet 100 Euro hier, die DS, plus ein paar Euro für das Kanji-Programm. Ich kaufe gleich noch ein weiteres, das hier groß beworben wird, in dem es anscheinend daraum geht, schön schreiben zu lernen. Wenn es hält, was es verspricht, dann kann ich das ganz prima gebrauchen. An der Kasse gibt es einen großen Wirbel um meine Kreditkarte.
Irgendwas klappt nicht, die Mitarbeiterin nimmt alles aufgeregt wieder
aus der Tüte und fängt von vorne an, irgendwas klappt wieder nicht.
Sie entschuldigt sich vielmals und geht mit meiner Kreditkarte
telefonieren. Minutenlang dauern die Verhandlungen am Telefon, während
derer sie meine Kreditkarte immer wieder dreht und wendet, als hätte
sie so etwas noch nie gesehen In Ermangelung einer besseren Idee fahre ich schon einmal rüber nach Kichijouji und schreibe Hiko gegen 18 Uhr eine SMS, dass ich schon dort bin. Ob wir uns nicht schon früher treffen können? Ich fühle mich mittlerweile immer schlechter und denke, es wäre wohl doch besser gewesen, nach Hause zu fahren. Aber nun bin ich schon extra noch weiter weg von zu Hause gefahren, um Hiko zu treffen, dann will ich da auch tun. Und schließlich muss der Mensch ja auch was essen. Gegen 18.30 ruft er zurück, nein, früher treffen geht auf keinen Fall, eher später. Noch später!? Kichijouji sei so weit weg. Wir könnten uns allenfalls um 8 treffen, wenn wir einen näheren Ort nehmen, zum Beispiel Meidaimae. Von mir aus, fahre ich halt nach Meidaimae. Ich habe ja Zeit. Was einem in Japan schmerzlich auffällt, wenn man mal erschöpft ist wie ich heute, ist der Mangel an ruhigen Plätzchen und Sitzgelegenheiten. Ok, in Hannover gibt es auch nicht an jeder Ecke eine Bank, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dort ist es einfacher, sich mal irgendwo hinzusetzen. Keine Bänke und keine Abfalleimer, das fällt einem in Tokyo auf. Um sich zu setzen, muss man in ein Cafe gehen, und um etwas wegzuwerfen in einen Kombini. Funktioniert auch, man muss es nur wissen. Das Abendessen mit Hiko fällt vergleichsweise kurz aus, weil es mir zunehmend schlechter geht. Schon um kurz nach 21 Uhr mache ich mich auf die Heimreise, die mir in meinem Zustand erst recht eine Tortur ist. Meidaimai, Shitakitagawa, Shinyuugaoka, Machida, Yamato, Kibougaoka ... viermal umsteigen und dann um zwei Minuten den letzten Bus um 22.15 Uhr verpasst. Diesmal gönne ich mir ein Taxi. Die freundliche Taxifahrerin fragt mich sogleich, wo ich herkomme. Deutschland? Das ist ja interessant, ihre Tante ist gerade für 14 Tage in Deutschland. Sie selber war noch nie da. Ich bin aber nicht besonders gesprächig heute, erkläre ihr lediglich, wo sie langfahren soll. Und auf einmal sind wir wo, wo ich noch nie war. Eigentlich müsste ich fast zu Hause sein, wir haben wohl einmal abzubiegen vergessen. Ich entschuldige mich vielmals, sie wendet, wir fahren zurück und ich schicke sie wieder in eine falsche Straße. Mist, zu Fuß geht es irgendwie langsamer und die Gegend sieht anders aus. Ich entdecke dann aber die Treppe, die man auch nehmen kann, um zu unserem Haus zu kommen, und lasse sie dort anhalten. Sie ist nicht nur sehr verständnisvoll und freundlich, sondern hat, als ich sie das erste Mal wenden ließ, unauffällig das Taxameter ausgemacht. Die – wenn auch nur wenige hundert Meter lange – Extratour aufgrund meiner Dusseligkeit hat sie mir also nicht einmal berechnet, wie nett! Um kurz vor 23 Uhr falle ich dann endlich ins Bett, anscheinend mit Fieber ... |
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