12.9., Black Forest Hill

Ich werde um 7:40 vom Frühstück geweckt, das ich mir zum spätest möglichen Zeitpunkt - zwischen 7:45 und 8 - aufs Zimmer bestellt habe. Kurz nachdem ich es entgegengenommen habe, klingelt der Wecker. Ich habe mich an das deftige Frühstück inzwischen gewöhnt: Heute gibt es Lammkoteletts, dazu zwei Eier, Tomaten und Toast. Nach dem Frühstück trödle ich noch ein bisschen beziehungsweise blättere in meinem Reiseführer, um mir zu überlegen, wo ich meine Zeit am besten verbringen soll. Da ich ein Vogel-Fan bin, fällt die Entscheidung für einen Abstecher zum Ravenbourne National Park, der hier in der Nähe und angeblich bekannt für seine zahlreichen Vogelarten ist.

Vorher gilt es aber noch, Gärten zu besichtigen. Toowoomba nennt sich "the garden city" und ist angeblich berühmt für seine Gärten, besonders im Frühjahr. Da gerade Frühjahr ist, will ich doch mal schauen. Es ist 16 Grad kühl, aber die Sonne strahlt von einem blauen Himmel herab, sodass das Auto schon schön vorgewärmt ist. Der "Picnic Point" trägt seinen Namen zu Recht und seine Empfehlung für schöne Gärten in meinem Reiseführer zu Unrecht: Ich knipse lustlos zwei Fotos von der Aussicht - immerhin bin ich hier auf einem Hügel und kann schön die Straße nach Osten sehen, über die ich von Brisbane gekommen bin Foto dazu -, trinke einen Cappucino im "Waterfall Cafe", das ebenfalls zu peinlich ist, um es zu fotografieren - der Wasserfall ist ein künstlicher, der bestimmt einen halben Meter hoch ist.

Also los in Richtung Nationalpark. Queens garden liegt immerhin auf dem Weg, sodass ich dort kurz anhalte. Da gibt es in der Tat ein paar hübsche Blumenbeete und etliche Australier, die sie sich ansehen Foto dazu Foto dazu Foto dazu Foto dazu.

Eine Dreiviertelstunde später bin ich beim Nationalpark. Der Panoramablick vom Parkplatz aus ist nett, aber irgendwie doch nichts Besonders Foto dazu. Ich fahre zum Beginn der Wanderpfade und mache mich auf den Weg, den Rainforest Trail entlang und dann zu den Sandsteinhölen.

Ich glaube, um Vögel zu fotografieren, muss man mehr Geduld mitbringen und einfach mal an einer Stelle lange und ruhig warten, bis sie endlich vorbeikommen. Da ich dazu nicht wirklich Zeit habe, ist die Ausbeute an gesehenen und vor allem an fotografierten Vögeln recht gering. Immerhin eine etwas andere Sittich(?)-Art, rot mit grünen Flügeln, verirrt sich vor mein Teleobjektiv Foto dazu.

Apropos Teleobjektiv: Ich verstehe jetzt, wieso Dusan die Lautstärke von Objektiven wichtig findet. Der Motor für den Autofokus macht bei diesem Objektiv einen Höllenlärm. Und ich verstehe jetzt auch, wieso ich bei einigen anderen Objektiven schon einen Schalter gesehen habe, der den Autofokus-Bereich einschränkt. Meines hat nämlich so einen Schalter nicht, und manchmal, wenn sich der Autofokus nicht sicher ist, fährt er den gesamten Bereich einmal rauf und runter, von Unendlich bis 1,50 m und zurück. Zzzzzzzzzzzzttt, Zzzzzzzzzzzzzzt, fast eine Sekunde lang. Und dann ist das Vögelchen garantiert weg. Im weiteren Verlauf des Tages versuche ich, manuell zu fokussieren, aber ich kann es noch schlechter als der Autofokus. Zwar sind die Vögelchen noch da, aber so gut wie alle Bilder für die Tonne, weil doch unscharf :-(.

Als ich die "Höhlen" endlich erreihe, finde ich sie recht enttäuschend Foto dazu Foto dazu. Dafür bin ich nun über eine Stunde lang durch den Wald gestapft? Na ja. Doch auf dem Rückweg kommt die Entschädigung: Ein Rascheln im Busch macht mich aufmerksam, und ich sehe einen Buntwaran Foto dazu (?, jedenfalls so eine Rieseneidechse ;-)), wie er gerade an irgendeinem anderen toten Tier herumnagt. Das Vieh ist einen halben Meter lang und im Unterholz schwer zu sehen und noch schwieriger zu fotografieren. Als er satt ist, klettert er ein bischen den Baum hoch Foto dazu. Irgendwie macht es mehr Spaß, so ein Tierchen in freier Wildbahn zu beobachten, als in irgendeinem Zoo.

Gegen 13 Uhr mache ich mich auf den Rückweg; ich muss nach Toowoomba zurück, um von dort aus weiter nach Süden zu fahren, der Nationalpark war ein Umweg. Unterwegs halte ich am Black Forest Hill, den ich mir auf der Hinfahr schon vorgemerkt hatte. Hier gibt es doch tatsächlich mitten in Australien einen Kucksuhren-Laden, ist denn das zu fassen Foto dazu? Kaffee-Stüble steht auf dem Schild Foto dazu, aber Deutsch spricht man weder in dem typisch deutschen Cafe Foto dazu Foto dazu, in dem ich einen italienischen Cappucino nehme Foto dazu, noch in dem typisch deutschen Kuckucksuhren-Laden. Ob man denn viel Kundschaft habe hier? Oh ja, dieser Laden ist der einzige Importeur von Kuckucksuhren Foto dazu und Standuhren Foto dazu (grandfather clocks) und dafür australienweit bekannt, versichert man mir. Das erklärt in der Tat das große Sortiment Foto dazu. Und lustige Volksmusik dudelt natürlich die ganze Zeit im Hintergrund, versteht sich. Für die Daheimgebliebenen: Cabarlah ist vermutlich auf keiner in Deutschland erhältlichen Australienkarte drauf; der nächste größere Ort ist wie gesagt Toowoomba, 120 km oder so westlich von Brisbane.

Ein nettes Bild noch unterwegs: Ein Immobilien-Drive-Thru Foto dazu. Die Vorstellung, da mal eben durchzufahren und aus dem Auto raus ein Grundstück zu kaufen, erscheint mir ziemlich absurd. Es handelt sich aber nur um unbemannte Aushänge, wo man sich vom Auto aus Immobilienangebote ansehen kann.

Jetzt geht es ernsthaft ans Autofahren: Bis Sydney ist es noch weit. Ich fahre und fahre und fahre und fahre, überquere die Grenze nach New South Wales und fahre. Ok, in Wirklichkeit mach ich jede Stunde ne Pause; ich werde erschreckend schnell müde am Steuer hier in Australien. Die Temperatur sinkt und sinkt: 12 Grad, 10 Grad, 8 Grad ... ich habe schon lange die Klimaanlage abgeschaltet und drehe jetzt die Heizung an.

Mehrmals denke ich, dass die Vögel hier aber unvorsichtig tief über die Straße fliegen, als ich dann leider auch einen erwische. Man kann nichts machen, wenn man mit 100 die Straße langfährt und plötzlich drei Vögel (so vom Kaliber einer Elster) einen halben Meter über dem Boden von rechts geflogen kommen - einen hat es unter meinem Auto verspult :-(. Ich überlege eine Sekunde lang, ob sich das Anhalten lohnt, aber was könnte ich schon tun? Ich fahre also weiter, trauere ein paar Minuten um das Vögelchen und rede mir dann ein, dass man das auch positiv sehen kann. Immerhin war es kein Känguruh - ein solches hätte womöglich auch einen ernsthafteren Unfall verursachen können.

In der Nähe von Tenterfield sehe ich ein Schild, dass es noch 800 km bis Sydney sind. Au Backe, dann muss ich wohl noch das restliche Tageslicht ausnutzen, denn ich will eigentlich spätestens übermorgen Abend in Sydney sein, damit ich den 15. komplett dort verbringen kann - am 16. fliege ich ja schon weiter nach Neuseeland. Um kurz nach 18 Uhr komme ich kurz nach Sonnenuntergang in Glenn Innes an und suche mir das erstbeste Motel. Glenn Innes ist wie erwartet Sonntagabends eine Geisterstadt. Die Außentemperatur beträgt 4 Grad Celsius, *schüttel*. Kein Wunder wirbt hier niemand mit Klimaanlagen; mein einfaches Motelzimmer hat einen Gasofen, den ich klassisch mit einem Streichholz anzünden muss. Bibbernd warte ich, bis das Zimmer endlich warm wird, und komme gar nicht erst auf die Idee, mich hier nach einem Internet-Zugang zu erkundigen. Und das Abendessen lasse ich auch weg; irgendwie muss man ja dieses deftige Frühstück kompensieren.

 

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©2004 by Harald Bögeholz