30.7., Die erste Woche klingt aus

Der Wecker klingelt um 6:30, und der Kopf ist erwartungsgemäß etwas schwer. Ab unter die Dusche. Der Magen knurrt ziemlich; irgendwie habe ich gestern außer einem kleinen Sandwich vom Mini-Stop schon wieder nichts zu Abend gegessen.

Ich beschließe, zum Frühstücken heute mal zu Denny's zu gehen und bestelle mir ein schönes, großes japanisches Frühstück mit Reis und Misosuppe Foto dazu - sehr praktisch, dass die Speisekarte mit Bildern ist Foto dazu. Ich glaube fast, den Luxus werde ich mir jetzt öfter gönnen. Ich kriege meine Hausaufgaben heute tatsächlich mal fertig und habe sogar noch eine solide zeitliche Reserve von 10 Minuten.

Der Unterricht ist etwas weniger frustrierend als gestern, oder besser gesagt voller Erfolgserlebnisse. Wir wiederholen im Schnelldurchgang einige Vokabeln und die im Laufe der Woche gelernten grammatischen Strukturen, und ich merke, dass ich doch schon eine ganze Menge gelernt habe. Mittags beschließe ich, mal was richtig Gesundes zu essen: furaido chikin Hähnchen mit Pommes Foto dazu. Es muss ja nicht immer der japanische Kram sein.

Der Nachmittag vergeht wie im Fluge: Ich spiele ausgiebig Klavier Foto dazu (fange an, die zweite Gymnopedie von Satie zu üben; die erste kann ich jetzt), und fahre dann ins Wohnheim. Nach einem über zweistündigen Mittagsschlaf pflege ich Bildgalerie und Tagebuch. Weil das Internet mal wieder so grottenschlecht funktioniert, fahre ich für den Upload wieder in die Schule. Wo ist nur die ganze Zeit geblieben? Als ich endlich fertig bin, ist die Sonne schon untergegangen, und ich gehe in die Zig-Zag-Bar und esse erst einmal etwas.

Declan Murphy, der Direktor der Schule (bzw. des International Office; ich verstehe die Organisationsstrukturen hier noch nicht ganz) sitzt am Tresen, und als das Gesprächsthema irgendwie auf Go kommt, sagt er, dass er das schon immer mal lernen wollte. Ha, wieder ein Opfer. Rein zufällig habe ich mein neu gekauftes Magnet-Go mit, erkläre es ihm und spiele zwei Partien. Das reicht ihm aber schon; seine Neugier ist befriedigt und er mag sich wohl nicht weiter geistig anstrengen. Aber er meint, es wäre vielleicht einge gute Idee, in der Bar Go-Spielmaterial zu installieren. Da pflichte ich ihm begeistert bei; ob er das wohl tatsächlich macht? Ich muss ihn unbedingt die Tage nochmal drauf ansprechen.

Das nächste Opfer ist nicht weit: Atley hatte vor einiger Zeit auch Interesse bekundet und möchte jetzt Go lernen Foto dazu. Inzwischen hat sich der Laden gefüllt, und ich verbringe einen ausgelassenen Abend mit netten Leuten. Die Fotos dürften für sich sprechen.

Gegen irgendwann spät komme ich mit einer Japanerin ins Gespräch. Sie spricht eine Mischung aus Englisch und Japanisch mit mir und erzählt unter anderem, dass sie im August Freunde in Deutschland besuchen will und sagt auch ein paar Sätze auf Deutsch. Leider bin ich mittlerweile ziemlich betrunken. Es waren zwar gar nicht soo viele Biere, aber irgendwie haben diese 0,7-l-Gläser mehr Alkohol drin als die 0,5er zu Hause. Dieses Foto Foto dazu spiegelt meinen Zustand sehr gut wider. Als mich auch mein Englisch zu verlassen beginnt (mit Japanisch klappts erst recht nicht mehr) fragt sie mich, ob wir morgen um 1 zusammen mittagessen wollen, und wir verabreden und bei Denny's. Warum auch nicht? Mein Fahrrad bringt mich irgendwie nach Hause, schließt sich ab, der Schlüssel hüpft brav in mein Portemonnaie, wo er nach dem Erlebnis von gestern neuerdings hingehört, und ich lande irgendwie in meinem Bett.

 

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©2004 by Harald Bögeholz