Heute wird ein langer Tag. Wir brechen um 7 auf in Richtung In Kyoto fotografiere ich spontan ein Kuriosum, das mir schon
mehrfach aufgefallen ist: Eine rote Ampel, die zusätzlich
für geradeaus und links grün zeigt Unsere Besichtigungstour führt uns zunächst nach Als bemerkenswert bleibt mir in Erinnerung, dass die Wandgemälde in den ersten Räumen Tiger darstellen sollen, die aber irgendwie etwas merkwürdig aussehen. Die Erklärung: Der Künstler hat nie einen Tiger gesehen, denn die Fotografie war noch nicht erfunden und in Indien war er noch nicht, kennt also nur das Fell toter Tiger und weiß, dass sie irgendwie ziemlich kräftig und katzenartig sind. Die aus dem Kopf gemalten Fantasietiger sehen daher ein bisschen wie eine Kreuzung zwischen Hund und Katze aus. Wir schreiten einen Gang entlang, der im Zickzack am Rande des Gebäudes entlangführt und aus quietschenden Holzdiehlen besteht. Das Quietschen ist laut Declan beabsichtigt, damit sich niemand unbemerkt heranschleichen kann - auch ein Trick. Die Audienzzimmer sind stets zweigeteilt mit einer Stufe in der Mitte. Eine Hälfte des Raumes liegt höher als die andere, denn der Shogun kann natürlich nicht auf derselben Höhe wie seine Untergebenen sitzen. Je weiter wir in das Gebäude vordringen, desto höher steigen wir. Immer nur knapp 20 Zentimeter, aber die Sitzhöhe scheint immens wichtig zu sein. Ganz am Ende gibt es dann noch ein Audienzzimmer, wo der Platz des Shoguns tiefer liegt. Dieses diente dazu, kaiserliche Boten zu empfangen, denn der Shogun dient dem Kaiser und muss daher tiefer sitzen, wenn der Bote eine Nachricht vom Kaiser überbringt. Ansonsten sind die Innenräume sehr schlicht eingerichtet: Keinerlei Möbel stehen in den mit Tatami ausgelegten Zimmern. Sehr komfortabel war das damals nicht im alten Japan, ganz zu schweigen davon, dass die Räume nicht beheizbar sind. Zum Mittagessen gibt es Soba, eine Art Nudelsuppe mit allerlei
Zeugs drin, die wir wegen der Hitze kalt bestellen. Die Nudeln werden
vor unseren Augen frisch gekocht, um dann anschließend in
Eiswasser wieder abzukühlen, bevor sie auf den Tisch kommen.
Recht lecker, nur passiert mir mittendrin ein Fauxpas: Ich habe nicht
bemerkt, dass mitten in der Suppe ein kleines Bällchen Wasabi
schwimmt und stecke es als Ganzes in den Mund. Das macht munter;
nachdem ich mich von dem stechenden Schmerz erholt habe, der sich bis
herauf in meine Nebenhölen zu erstrecken scheint, bin ich wacher
als das eine Tasse Kaffee je geschafft hätte. Was sich ganz gut
trifft, denn insgesamt bin ich doch an diesem Tag ziemlich müde;
auch bei Declan scheint Sightseeing-Kondition zwischenzeitlich etwas
nachzulassen Wir amüsieren uns noch über zwei Gaijin, die hinter uns versuchen, auf Englisch mit der Bedienung zu kommunizieren und gerne Reis statt Soba hätten. Das ist etwa so als würde man in ein Sushi-Restaurant gehen und nach einer Pizza fragen, weil man keinen rohen Fisch mag. Dies hier ist ein reines Soba-Restaurant - alle Gerichte auf der Karte sind Soba mit irgendwas drin :-). Was sie schließlich essen, kriege ich nicht mehr mit, denn der nächste Schrein wartet schon. Yasaka jinja ist berühmt für das Mit dem Auto geht es jetzt in eine andere Ecke der Stadt, wo wir
zunächst einen Blick ins Kanalmuseum werfen. Bei der Gelegenheit
erfahre ich (erst), dass es einen Kanal gibt, der Kyoto mit dem
jenseits einer Hügelkette gelegenen Biwa-See verbindet, was
insofern erstaunlich ist, als der Kanal durch zwei Tunnel und
über kilometerlange Viadukte führt und das Ganze Mitte des
19. Jahrhunderts gebaut wurde. Das Foto, das die Schienen zeigen soll,
über die die Boote über einen kleinen Hügel gekarrt
wurden, ist irgendwie misslungen Etwas weiter bergauf liegt Wir gehen den Weg der Philosophen entlang, tensugaku no
michi Am Ende des Weges steht, Jishoji, ein Tempel, der so
berühmt ist, dass wir in einer großen Welle von Touristen
hinschwimmen Man achtet in diesem Tempel besonders auf das richtige Moos, wie
ich anhand vierer Holzkisten erfahre, in denen in kleinen
Blumentöpfen insgesamt 48 verschiedene Moosarten ausgestellt und
nach dem Grad ihrer Erwünschtheit sortiert sind. Es gibt also
erwünschtes Allmählich sind die Füße wund vom vielen Rumlaufen,
aber noch ist das Kulturprogramm nicht beendet: In der Abendsonne
steht noch Heian jingu auf dem Programm, eine verkleinerte
Nachbildung des kaiserlichen Heian-Palasts, der irgendwann mal
abgebrannt ist Zum Abschluss der Tour springen wir im Einkaufs- und
Vergnügungsviertel Gion aus dem Auto, um bummeln zu gehen,
während Declan irgendwo einen Parkplatz sucht und sich
später wieder mit uns trifft. Die Fotos vom Straßenbild
dürften weitgehend für sich sprechen Als ich in einem Pachinko-Laden zu fotografieren anfange, kommt
sofort einer angerannt und verbietet es mir. Zwei Fotos Wir entdecken ziemlich lange Arkaden mit einem Geschäft neben
dem anderen Nach Sonnenuntergang lauern wir mit Declan vor dem berühmten
Teehaus ichiriki ochaya darauf, vielleicht eine Wir machen uns gegen 19:30 auf den Rückweg, und da Declan wie die meisten japanischen Autofahrer die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 80 km/h recht freizügig interpretiert und 120 bis 140 fährt, kommen wir um 22 Uhr in Okazaki an. Donnerstags schließt die Campus-Bar eigentlich um 21:30. Aber da Declan der Chef des Ladens ist, hat er dem Barkeeper eine SMS geschickt, dass wir noch bei ihm einkehren wollen, und wir trinken noch ein Bier. Da niemand wusste, dass die Bar heute Überstunden macht, ist außer uns nur noch einer da, sodass Mike Zeit hat, noch zwei Abschiedspartien Go mit mir zu spielen, von denen er die zweite mit einem Punkt gewinnt (5 Vorgabe auf dem 13er Brett, aber ich merke, dass er Fortschritte macht). Vielleicht habe ich ja tatsächlich einen neuen Go-Spieler geworben - einen in Japan lebenden Franzosen! Er meint jedenfalls, dass er sich in dem Go-Salon mal nach Anfängerliteratur erkundigen beziehungsweise fragen möchte, ob mal jemand mit ihm spielt. |
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